Der Längentaler Weißerkogel (3.217m) in den Stubaier Alpen

Hoch hinaus auf Schneeschuhen
(Ein Gastartikel von Margit Hiller von Stein&Kraut )
Seit fast 15 Jahren sind wir nun mit Schneeschuhen in den winterlichen Alpen unterwegs und wir behaupten immer noch: überall, wo man mit Tourenski hinkommt, kommt man auch mit Schneeschuhen hin! Warum also nicht mal einen Ausflug auf einen veritablen 3000er der Stubaier Alpen?
Der Längentaler Weißer Kogel bietet auf der gesamten Länge schönstes Schneeschuhgelände, ist aber alles andere als eine „Sprint-Tour“. Vom Ausgangspunkt in Lüsens bis zum Gipfel sind 1600Hm zu bewältigen, dazu kommen noch einige Flachetappen, die den Aufstieg zusätzlich in die Länge ziiiiiiiiiiehen. Nicht umsonst heisst unser Ziel bisweilen auch scherzhaft „Weisser Längenkogel“…
Vom großen Parkplatz in Lüsens wandern wir zunächst auf dem breiten, gewalzten Wanderweg mit integrierter Loipe flach nach Süden zum Talschluss. Nach der Talstation des Materiallifts hält man sich rechts und biegt direkt am Gebäude des Jugendheims nach rechts (Westen) ins Längental ein. Die nun folgende Waldpassage ist etwas steil und oft eisig, aber nicht lang und mit Schneeschuhen meist angenehmer zu begehen als mit Skiern. Bald erreicht man wieder offenes, gutmütiges Gelände und stapft ein längeres Stück sehr flach auf der linken Bachseite entlang bis zur Längentaler Alm. Danach kann man sich eigentlich kaum mehr verlaufen, folgt die Route doch nun immer dem Verlauf des Längentals, das seinen Namen allerdings zu Recht trägt – es zieht sich. Etwas nach Südwest drehend geht es in moderater Steigung weiter taleinwärts, man wechselt die Bachseite und wandert bis unter das Westfalenhaus, das ca. 150Hm weiter oben auf einer Geländekuppe sitzt. Hier hat man den engen, schattig-düsteren Teil des Aufstiegs geschafft, das Tal weitet sich und die Frühlingssonne bringt neue Energie und Motivation.
Wir folgen weiter dem Verlauf des Längentals, das hier nach Süden abknickt und halten auf eine markante Mittelmoräne im Talboden zu. Diese kann man nun –je nach persönlichem Geschmack und herrschenden Tourenbedingungen- auf drei Arten überwinden: linker Hand umgehen (die schnellste, aber lawinengefährlichste Variante), rechter Hand umgehen oder drübersteigen (die sicherste Variante, aber mit ein paar zusätzlichen Höhenmetern verbunden). Nach den Moränenhügeln geht es weiter in Süd-Richtung durch eine Senke; der darauffolgende, angenehm geneigte Hang führt uns unbemerkt auf den Längentalferner. Nun kann man den weiteren Gipfelanstieg bereits komplett einsehen: dort, wo das Gelände unterhalb des Längentaljochs wieder flacher wird, quert man ein Stück nach rechts (Westen) bis in den Kessel zwischen Weißer Kogel und Bachfallenkopf. Direkt unterhalb des Gipfelaufbaus wendet man sich dann nach links (Süden) und muss nur noch den steilen und kraftraubenden, aber insgesamt harmlosen Gipfelhang hinaufstapfen; die letzten Meter zum Kreuz geht es über einfache Felsbänke.
Und dann liegen einem fast die gesamten Stubaier Alpen zu Füssen und man fragt sich schlagartig nicht mehr, ob sich die Plagerei über 1.600Höhenmeter gelohnt hat – sie hat! Wir haben Glück: das Wetter ist strahlend schön, wolken- und windlos und die Frühlingssonne ist schon stark genug zum „Buckel-Wärmen“. Einer längeren Gipfelrast steht also nichts im Weg – ausser dass man vor lauter Schauen das Brotzeit-Machen ohnehin vergisst…
Im näheren Umfeld unseres gutmütigen Gipfels wird der Blick angezogen von so markanten Felsgestalten wie Fernerkogel, Ruderhofspitze, Schran-, Strahl- und Breitem Grieskogel, aber eigentlich nimmt die Aussicht ja überhaupt kein Ende – quasi „unverbauter“ Blick nach allen Seiten!
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Der Gipfel ist fest in den Händen der Skifahrer; wir mit unseren Schneeschuhen sind eindeutig die Exoten. Anders als in den Münchner Hausbergen gibt es aber keinerlei Feindseligkeiten zwischen Skifahrern und Schneeschuhgehern: wir werden wahlweise bewundert, für unsere Ausdauer gelobt oder für die fehlenden Ski bedauert („ja mei, Dearndl, auffi ko i’s mia ja no vorstelln, aba wia kummst denn jetz wieda obi?“). Wir bekommen sogar angeboten, uns hinten auf die Skier zu stellen und so quasi mit abzufahren. Nachdem aber drei entsprechende Versuche im nächsten Schneehaufen geendet sind, zieht der freundliche Herr Skifahrer das Angebot dann doch zurück. Macht aber nichts; der etwas lästige Harschdeckel vom Morgen ist inzwischen geschmolzen und es erwarten uns perfekte „Schneeschuh-Downhill-Bedingungen“: ein Art schwerer Pulverschnee, den man schwungvoll abrutschen oder mit „Sieben-Meilen-Schritten“ hinunterlaufen kann. Die gemächlicheren unter den Skifahrern sind auch nicht schneller….
Fazit:
Der „Längentaler“ ist trotz seiner Höhe ein eher gutmütiger Geselle und recht leicht mit Ski oder Schneeschuhen zu besteigen. Für Schneeschuhe ist das Gelände von oben bis unten sagenhaft gut geeignet – keine übermässig steilen Hänge oder Querungen, keine ausgesetzten Passagen. Die Lawinengefahr hält sich ebenfalls in Grenzen, sofern man genügend Abstand zu den Steilhängen links und rechts hält (es ist genügend Platz da, um Gefahrenzonen aus dem Weg zu gehen).
Es dürfte an der Länge der Tour liegen, warum der Längentaler meist fest in der Hand von Skifahrern ist und selten von Schneeschuhgehern besucht wird: 1600Hm, „gewürzt“ mit längeren Flachetappen, dürfen nicht unterschätzt werden, zumal man den ganzen „Schlauch“ ja auch wieder zurücklaufen muss. Wer sich dazu aufraffen kann, wird mit einem sensationellen Panorama über die gesamten Stubaier Alpen belohnt!
Tolle Beschreibung der Schneeschuhtor zum Längengrader Weißer Kogel. Schneeschuhtouren sind auch meine Leidenschaft. Es gibt nichts Schöneres, als die unberührte winterliche Natur abseits der Pisten und der Touristenströme zu erleben. Unter http://www.schwarzwald-erlebnisse.de und dort im Internetshop findet Ihr unter Wanderdownloads eine Schneeschuhtour zur Lobhornhütte im Berner Oberland beschrieben. Vielleicht gefällt Euch die Tour. Ich kann sie nur wärmsten empfehlen, auch wegen der urigen Hüttenübernachtung.